Eine Wüstengeschichte
Die kleine Palme: Der Sinn von Schwierigkeiten
Durch eine Oase ging ein finsterer Mann, Ben Sadok. Er war so gallig in seinem Charakter, dass er nichts Gutes und Schönes sehen konnte, ohne es zu verderben. Am Rande der Oase stand eine junge Palme. Sie war schön gewachsen. Das ärgerte Ben Sadok. Darum nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem bösen Lachen ging er fort. Die kleine Palme schüttelte sich und bog sich und versuchte, die Last abzuwerfen. Doch vergebens. Zu fest saß der Stein in ihrer Krone. Da krallte sich die Palme fest in den Boden, schickte ihre Wurzeln immer tiefer in die Erde, bis sie die verborgenen Wasseradern in der Oase erreichte. Sie wuchs empor und stemmte dabei mit aller Kraft den schweren Stein hoch und höher, bis die Krone mit den großen Palmenfächern über jeden Schatten hinausreichte. Wasser aus der Tiefe und Sonnenglut aus der Höhe halfen der jungen Palme, trotz ihrer schweren Last eine königliche Palme zu werden. Nach vielen Jahren kam Ben Sadok wieder. Schadenfroh wollte er den verkrüppelten Baum sehen, den er, wie er meinte, verdorben hatte. Er suchte ihn, aber er fand ihn nicht. Da senkte die stolzeste und höchste aller Palmen ihre Krone, zeigte ihm den Stein und sagte: Ich danke Dir, Ben Sadok. Deine Last hat mich stark gemacht.
(Quelle unbekannt)